Was gibt es Neues beim Gehfußball?
Seitdem die Sparte im Verein angeboten wird, konnte sich im Verlauf der letzten Monate nun eine stabile Gruppe aus überwiegend ehemaligen Alten Herren-Fußballern und Daltons-Ki-ckern zusammenfinden. Im Grunde trainiert ein ständiger „innerer Zirkel“ wie jeden Dienstag ab 19:15 für eine Stunde. Je nach Anzahl der Mitspieler wird entweder ein angepasstes Feld auf dem Kunstrasenplatz abgesteckt oder es wird im „Käfig“ gespielt. Dazu werden die beiden Tore einfach gekippt und auf den Boden gelegt, so dass man flach in den ca. ein Meter hohen Alurahmen treffen muss. Es sind noch keine 3 x 1 Meter-Tore vorhanden. Sie sind aber in Arbeit. Dennoch funktioniert es auch auf diese Weise ganz prima.
Es bewahrheitete sich, dass die im eigenen Fußballerleben eingeprägten Abläufe und Denk-schemen verändert werden müssen. Raumaufteilung und taktisches Verhalten sind vergleich-bar. Das Abseits ist allerdings aufgehoben, und einen Torwart gibt es nicht. Der Bereich von drei Metern um das Tor ist für alle Spieler tabu und darf nicht betreten werden. Kampf und Ehrgeiz entstehen auch hier von selbst und sind nicht weniger energisch. Aber Vorsicht – in einer Abwehraktion führt ein Bodenkontakt innerhalb des Torbereiches (im Dreier) immer zu einem Strafstoß von der Mittellinie auf das leere Tor. Da sieht es dann schon anders aus.
Schaut man weiter nach den Regeln, passieren Verstöße immer dann, wenn allzu sehr nach dem Ball gejagt und das schnelle Gehen dazu führt, dass beide Füße doch kurz keinen Bo-denkontakt haben – oder doch nicht? Egal ob kurzer oder langer Schritt – dies zu erkennen, bzw. zu bewerten, stellt auch die Schiedsrichter vor Probleme. Das der Ball flach gehalten und nicht höher als ein Meter gespielt werden darf ist auch nicht immer einfach zu bewerten. Ge-rade wenn sich aus dieser unklaren Spielsituation ein Tor ergeben hat. Da eben nicht in der Höhe überspielt werden darf, ist es also zwingend geboten das Spiel von hinten heraus spie-lerisch im Kurzpass aufzubauen, um so „geherisch“ schnell freie Räume zu schaffen.
Ebenso ist kontaktloses Spielen (also ohne Ellenbogeneinsatz und Körperschieben – zu hart eingestiegen?), sowie ein seitliches Tackling, gerade in Bedrängnis, oft nicht abzulegen, aber eben auch nicht gestattet.
Um die Regeln des Spiels im Training besser und zügiger umsetzen zu können, wurde aus mehreren „Schiedsrichtern“, die sich im Spiel befinden, und sich bestenfalls gegenseitig die Regeln erklären, nun ab Spielbeginn ein Spieler festgelegt, der die Schiedsrichterfunktion übernimmt.
Insofern zeigte sich, dass der Schwerpunkt im Fußballverhalten auf einem „guten Auge“ für den Mitspieler, einem Vermeiden von Zweikämpfen und auf einem direkten schnellen und prä-zisen Abspielen zum freien Mitspieler liegt. Wird der Ball abgefangen, führen diese Ungenau-igkeiten allzu schnell zu Gegentoren, denn ein Abseits gibt es ja nicht. Schnelligkeit, Reakti-onsvermögen, Präzision, und dabei immer einen Fuß am Boden, den Ball unter Hüfthöhe zu halten, ist also die Kunst und muss beübt werden. Und das Motto „ausgeruht wird hinten“ gilt hier genauso. Kondition und eine gute Altersbeweglichkeit im Gehfußball bieten entschei-dende Vorteile.
Im Laufe der Trainingseinheiten und mit zunehmender Erfahrung zeigte sich, dass eine Spiel-strategie entwickelt werden muss, die zwingender zum Torerfolg führt. Und zwar auf eine Weise, die nicht sofort zum Gegenpressing des Gegners führt.
Zu erwähnen ist die Teilnahme am 2. Gehfussball-Cup in Grünberg am 16. September in der Sportschule des hessischen Fußballverbandes (HFV) – Deutschlands größtes Gehfußballtur-nier im Jahr 2023.
Von den insgesamt 20 Mannschaften belegten unsere Gehfußballer den 5. Platz. Ein richtig gutes Ergebnis für eine erstmalige Teilnahme an einem Turnier – Glückwunsch!!
In der Vorrunde konnte sich unser Team in einer Vierergruppe den 2. Platz mit nur einer knap-pen Niederlage sichern. Wurde aber im folgenden Viertelfinale gegen den späteren Finalisten und Vorjahressieger des Cup’s SG Leeheim/Erfelden unglücklich mit 1:0 geschlagen.
Das Spiel der Leeheimer wurde aus unserer Sicht konsequent, überaus hart und mit einem derart aggressiven Pressing empfunden. Man konnte den Eindruck gewinnen, als dass die Regeln bewusst bis über die Grenzen des Erlaubten strapaziert wurden. Eine für die Olympi-aner überraschende Turniererfahrung, auf die sich im Spiel nicht eingestellt werden, bzw. mit der man nicht umgehen konnte. Auch für den Schiedsrichter schien dies eine Überforderung zu sein. Dazu muss gesagt werden, dass ein Spiel lediglich zwölf Minuten dauert. Gerät man also hier gegen eine starke und taktisch klug agierende Mannschaft in einen Rückstand ist dieser in der verbleibenden Spielzeit kaum aufzuholen, wenn die gegnerische Mannschaft da-raufhin defensiv agiert und die Bälle immer wieder ins Aus schlägt.
Das Spiel um den 5. Platz gegen die AH Frankenbach/Vetzberg wurde souverän mit 3:1 ge-wonnen.
Sieger des Turniers wurden die Gehfußballer von Eintracht Frankfurt. Das Finale zwischen dem Vorjahressieger SG Leeheim-Erfelden und Eintracht Frankfurt war ausgeglichen und en-dete nach der regulären Spielzeit 0:0. Im anschließenden Strafstoßschießen zeigte sich die Eintracht treffsicher und besiegte die SG Leeheim-Erfelden mit einem 2:0.
Des Weiteren nahmen unsere Gehfußballer auch am Gehfußball-Cup beim FSV Germania Fulda am 7.Oktober 2023 teil. An dem Turnier beteiligten sich insgesamt neun Mannschaften.
Unsere Mannschaft schaffte es diesmal bis ins Finale. Musste aber am Ende eine klare 1:5 Niederlage nach einem fairen Spiel verdauen. Sieger des Wanderpokals wurden die Geher der Mannschaft von Germania Bieber. Erstaunlicherweise wurde die Mannschaft von Germa-nia Bieber in der Gruppenphase von uns mit 3:2 Toren bezwungen. Auch hier unseren herzli-chen Glückwunsch.
Und wer nun immer noch davon überzeugt ist, dass diese Art Fußball zu spielen nur etwas für Invalide, Schwerbehinderte und Frührentner ist, täuscht sich. Wer sich zudem gemobbt, un-verstanden und ausgegrenzt fühlt, wie Beamte, Lehrer, Selbständige, Raucher, Schiedsrich-ter, oder wer glaubt, sich wirklich jenseits aller Jugendlichkeit zu befinden – der kann zu aller-erst einmal nur zuschauen, um sich selbst ein Bild zu machen. Alle diese Aktiven finden hier nicht nur Unterschlupf und Heimat – sondern in Maßen sogar Zuneigung.
Jeder ab 50 Jahren kann sich nach Anmeldung versuchen, muss allerdings Mitglied in der Spielvereinigung Olympia sein oder es eben werden.
Kontakt und Organisation:
Jörg Werner: 0178-8333019
Werner Mukof:0176-52111085