Wanderung am Dörnberg

Dieses Mal hatte ich die Planung für die Wanderung übernommen. Am Donnerstag vor der Wanderung war ein großes Unwetter mit starkem Hagel auf das Wandergebiet und Kassel niedergegangen. Dabei wurden viele Bäume beeinträchtigt, so dass im Wald eine hohe Astbruchgefahr bestand. Für den Sonntag war schönes Wetter und eine Temperatur von maximal 25 Grad prognostiziert.

Als wir uns um 09.15 Uhr am Clubhaus trafen, hatte sich die vorhergesagte Witterung eingestellt – strahlend blauer Himmel und 22 Grad Außentemperatur. Mit Pkws fuhren wir zum Dörnberg und trafen uns auf dem Parkplatz vor dem „Bergcafe Friedrichstein“. 

Der Dörnberg bei Zierenberg ist ein mystischer Ort voller Sagen und Märchen und hat eine reiche Geschichte. Er ist mit 578 m ü. NHN die höchste Erhebung des Naturraums Dörnberg und Schreckenberge im Habichtswälder Bergland. Im Naturpark Habichtswald gelegen, gehört er zur Gemeinde Habichtswald und zur Stadt Zierenberg im nordhessischen Landkreis Kassel.
Ich hatte bei der Planung der Wanderung eine „Genuss Wanderung“ vorgesehen. Dabei sollte nicht die sportliche Leistung, sondern die Geselligkeit und Informationen zum Wandergebiet im Vordergrund stehen. Dafür hatte ich den „Dörnberg kundigen Wanderführer Klaus Kreiker“ zu meiner Unterstützung engagiert.

Nach der Begrüßung vor Ort stimmten wir gemeinsam mit „Klaus“ unsere Wanderroute mit folgenden Prämissen ab: keine hoch bewaldeten Waldwege, nicht zu steile Pfade, interessante Orte und in Ruhe Natur erleben.

Gegen 10.00 Uhr marschierten wir in bester Stimmung die Straße nach Westen leicht bergab, um dann in nördlicher Richtung gemächlich ansteigend am Rande des „Hohen Dörnbergs“ uns bergauf zu bewegen. Die Wanderpfade waren trotz des starken Niederschlags am Donnerstag absolut trocken und gut begehbar. Dies war dem Untergrund, dem „Basalttuff“ des Berges geschuldet. Bei den urzeitlichen vulkanischen Aktivitäten entstand hier eine besondere Form von „Tuff“, die ähnlich wie Blähton für einen lockeren, nähstoffarmen Boden sorgt, auf dem das Wasser besonders schnell versickert. Diese Bodenbeschaffenheit ist die Grundlage der hier vorzufindenden „Magerrasen Flächen“ mit ihren besonderen Pflanzen. Je nach Jahreszeit färben sich die Magerwiesen blau, gelb, rot oder auch bunt. Veilchen, Schlüsselblumen, wilde Orchideen, Akelei und Margeriten sind beispielhaft zu nennen. Die vielen Wacholderbüsche, die in voller Sonne besonders gut gedeihen, geben der Südflanke des „Kleinen Dörnbergs (Bruder des Hohen Dörnbergs)“ seine typische Anmutung.

Nach einem etwas steileren Anstieg Richtung Kuppe „Hoher Dörnberg“ zeigte uns Klaus eine Stelle mit „erzhaltigem Gestein“. Dieser Bodenschatz wurde schon von den früher hier lebenden „Kelten“ gehoben und vielfältig verarbeitet.

Der Dörnberg war schon in der Bronzezeit besiedelt und später von den Kelten und Römern genutzt. Im Mittelalter errichtete man auf dem Dörnberg eine Burg, die später zu einer Festung ausgebaut wurde. Während des Dreißigjährigen Krieges zerstörte man die Festung. Klaus wies uns auf mehrere frühere Besiedlungen in der Umgebung hin. Die Kelten haben auf dem Dörnberg Salzvorkommen erschlossen und Bergbau betrieben. Kunstvolle Kannen, filigrane Fibeln und aufwändige Alltagsgegenstände zeugen vom Wohlstand der dort lebenden Menschen. Kostbarkeiten aus Bernstein, Gold, Koralle oder Glas erzählen von weit reichenden Handelsbeziehungen. Heute ist der Dörnberg ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer und Naturliebhaber. Es gibt viele Wanderwege, die durch den Naturpark Habichtswald führen und einen herrlichen Blick auf die Umgebung bieten.

Bald führte uns der Wanderpfad zu den „Helfensteinen“. Zwei steil aufragende Basaltkegel, um die sich viele Mythen und Geschichten ranken. Von diesem Ort sagt man, dass er ein magnetischer „Kraftort“ ist, der selbst einen Kompass zur Abweichung zwingt und offensichtlich einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Menschen hat, die in seiner Nähe weilen. Wir waren uns einig, dass, nachdem wir nun Kenntnis davon hatten, wir alle von dieser positiven Energie beseelt wurden.

Ein weiteres Phänomen stellt sich am 21. Juni eines jeden Jahres ein. Befindet man sich gegen 05.00 Uhr auf dem Plateau des südlich, gegenüber des Dörnbergs gelegenen „Burghasunger Bergrückens“, erlebt man einen Sonnenaufgang genau zwischen den Basaltkuppen der „Helfensteine“. Seit jeher hat dieses Phänomen die Menschen fasziniert und ihre Gedanken beflügelt. Jedes Jahr kommen viele Schaulustige auf den „Burghasunger Berg“, um das Naturspektakel mitzuverfolgen. Man sagt sich, es seien auch einige „Druiden-Nachfolger“ unter den Anwesenden, ohne dass man sie erkennen würde (!?).

Wir überquerten den Rand des Segelflugplatzes Richtung Westen. Hier standen ein Dutzend Segelflugzeuge, die auf ihre „Seil-Schleppung“ warteten. Da derzeit keine Thermik vorherrschte, konnten sie noch nicht fliegen und mussten sich wartend, der Situation in Demut ergeben.

Nachdem wir die Wiese am Rande des Flugplatzes überquert hatten, begann unversehens der Schlepp-Betrieb und wir konnten zusehen, wie ein Lkw mit seiner Schlepp-Winde den ersten Segelflieger unter lautem Pfeifen in die Höhe zog, in den sonnigen, leicht bewölkten blauen Himmel. 

Jetzt waren wir am „Alpenpfad“, dem Höhepunkt unserer Wanderung, angekommen. Der Alpenpfad ist eine großartige Möglichkeit, die Natur zu genießen und gleichzeitig einen Eindruck von alpiner Flora und atemberaubenden Ausblicken zu bekommen, ohne die Alpen selbst besuchen zu müssen.  Wir folgten dem schmalen Berg-Wanderpfad. Rechts von uns erhob sich die Gras- und Buschfläche des „Kleinen Dörnbergs“. Links des Weges fiel der Hang nach Süden mit seiner Mager-Rasenfläche und den Wacholderbüschen steil ab. Darüber öffnete sich ein grandioses Panorama mit einer großartigen Fernsicht und vielen versteckten geschichtsträchtigen Orten und ehemaligen Burgen, wie uns Klaus kompetent und lebhaft berichtete. Mit „Burghasungen“, dem „Bärenberg“ mit seinem hohen Aussichtsturm und das „Städtchen Zierenberg“ sind hier unter anderem als herausragende Punkte zu nennen.

Bald führte uns Klaus vom „Alpenpfad“ rechts ab, steil bergauf. Diese „Davor-Bergwertung“ sorgte dafür, dass wir eine Pause an einer Aussichtsbank, inmitten einer Sommerwiese machten. In dem trocknen Gras summte und brummte es, verschiedene, uns zum Teil nicht bekannte Schmetterlinge, landeten auf den Spitzen der Gräser. Dieses Umfeld und der wiederum wunderbare Blick in die weite Landschaft machten auch diesen Ort zu etwas Besonderem.

Nun hatten wir unseren höchsten Punkt am „Kleinen Dörnberg“ erreicht und unser Weg führte uns in östlicher Richtung wieder bergab zum Alpenpfad in Richtung „Bergcafe Friedrichstein“. Wir passierten wieder den Segelflugplatz, an dem aktuell ein reges Treiben herrschte. Aufsteigende und landende Segelflieger weckten unser Interesse und das zahlreicher Zuschauer, die respektvoll Abstand hielten.

Bergab über eine eingezäunte, aktuell nicht belegte Kuhweide, einen heimeligen Weg mit großen schattenspendenden Büschen und schließlich die letzten Meter auf der befestigten Teerstraße, erreichten wir nach knapp 3 ½ Stunden unser Wanderziel.

Wir fanden vor der Gaststätte an einem großen Tisch für uns alle ein schattiges Plätzchen. Wir fühlten uns wie im Urlaub. Vor uns in südlicher Richtung tummelten sich auf der Bergwiese einige Pferde und Rinder.  Wiederum hatten wir von hier aus eine herrliche Fernsicht. Inzwischen erreichte die Temperatur „so wie geplant “ 25 Grad und wir wandten uns dem gesellig, kulinarischen Teil unserer Wanderung zu. Die Bewirtung in weitgehender Selbstbedienung war recht gut und wir genossen unseren Wanderabschluss. Eine Geburtstagsrunde von Bruni krönte unser Zusammensein. 

Insgesamt wurde das Ziel des Tages, gemeinsam am Dörnberg eine „Genusswanderung“ zu erleben, erreicht. Das Wandergebiet, die Führung, das Wetter, die Bewirtung und nicht zuletzt die gute Stimmung haben alles zu einem besonderen Wander-Erlebnis gemacht.

Danke an unseren Wanderführer Klaus, an „unsere gut gestimmten Wandersleute“ und an Petrus für seinen optimalen Wetter-Beitrag!